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Digitaldialekt Emojis – wie sie unsere Kommunikation verändern

Emojis sind zu einem wichtigen Bestandteil der digitalen Kommunikation geworden. Kaum jemand schreibt Nachrichten in den sozialen Medien, ohne dabei die farbigen Symbole zu verwenden. Die bunten Bilder sind vielseitig einsetzbar und können besonders aus sprachwissenschaftlicher Sicht eine ganze Menge. Setzen Unternehmen Emojis innerhalb ihrer Social-Media-Kanäle korrekt ein, können sich viele Vorteile ergeben, wie zum Beispiel die Stärkung der Kommunikation zu den Kund*innen. Im Folgenden geht es sowohl um Chancen und Risiken, die Emojis innerhalb der digitalen Kommunikation mit sich bringen als auch um deren Entstehung aus wissenschaftlicher Sicht.

 

Emojis vs. Emoticons

Bereits im 19. Jahrhundert erschienen in Zeitungen typografische Drucke in Form von Gesichtern. Der erste elektronische Smiley, das wohl bekannteste Emoticon, bestehend aus Doppelpunkt, Bindestrich und schließender Klammer :-), wurde aber 1982 von dem Informatikprofessor Scott E. Fahlman verwendet. Die Wortkombination aus „Emotion“ und „Icon“ beschreibt die Zeichenfolgen, die erfunden wurden, um das Defizit der geschriebenen Sprache gegenüber der gesprochenen auszugleichen. In den 90-er Jahren entwickelten sich aus den Emoticons, die ausschließlich aus einer Kombination von Satzzeichen bestehen, die heute beliebteren Emojis. Die kleinen farbigen Bilder stellen mittlerweile nicht mehr nur Gesichter dar, sondern auch Tiere, Speisen, Aktivitäten und vieles mehr, wodurch sie in der Lage sind, die Gestik und Mimik eines persönlichen Gespräches zu ersetzten

 

Laut einer Studie des Kommunikationsregisseurs Robert Spengler zu den Wirkfaktoren verbaler und nonverbaler Kommunikation, benutzen 98,2 % der Befragten regelmäßig Emojis in ihren Textnachrichten, die sie über Smartphones versenden. Lediglich 1,8 % gaben an, in keinerlei Nachrichten Emojis zu verwenden. Zu den häufigsten Gründen zum Verwenden der bunten Bildchen zählen das Ausdrücken von Emotionen wie Wut oder Freude, aber auch das Verdeutlichen des Geschriebenen und das Vorbeugen von Missverständnissen. 

 

Sprachwissenschaftlicher Exkurs

Der Sprachwissenschaftler Prof. Anatol Stefanowitsch grenzt die Smileys klar von den anderen Emojis ab, die Handlungen oder Situationen beschreiben. Diese Gruppierung sei notwendig, um deren Verwendung und Funktion zu analysieren. Die Smiley-Emojis haben vor allem die Funktion einen bestimmten Gefühlszustand zu signalisieren, was in einer direkten Konversation durch die Gestik, Mimik oder den Tonfall ausgedrückt wird. „Bei den (Sach-)Emojis könnte man annehmen, dass sie am häufigsten für einzelne Wörter verwendet werden. Typischerweise werden diese Bildzeichen aber als Zusatz hinter dem ersten, schriftlichen Teil einer Nachricht angefügt“, so der Sprachwissenschaftler. In einer direkten, verbalen Kommunikation ist der Kontext im Gegensatz zur digitalen Kommunikation immer bekannt, auch die Emotion des Gegenübers ist erkennbar und die Botschaft so in den meisten Fällen unmissverständlich zu verstehen. Die Emojis ersetzten diesen Situationszusammenhang und lassen durch die bildhafte Darstellung den Kontext deutlich werden, ohne dass die Nachricht in Gänze gelesen werden muss.

 

Chancen

Emojis sind eine beliebte Sprache im Internet. Aber welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für die Kommunikationsstrategie von Unternehmen? 

 

Setzt ein Unternehmen vor allem in den sozialen Medien auf die Verwendung von Emojis, so kann dies zu diversen Erleichterungen in der Kommunikation mit der Zielgruppe führen. Die Beiträge werden durch die kleinen Bilder verkürzt, präzisiert und visualisiert, das spricht vor allem die jüngere Zielgruppe an. Die schnellere Verarbeitung der Inhalte kann letztlich zur Steigerung des Interesses am Inhalt führen, wodurch wiederum die Reaktionswahrscheinlichkeit der Beiträge und die Reichweite des Unternehmens gesteigert werden kann. Gerade die Emotionen, die durch die Emojis transportiert werden, können sich positiv auf das Image einer Firma auswirken. Ebenso wie die Emotionen, sorgt auch das Visual Storytelling für mehr Authentizität und Nahbarkeit des jeweiligen Profils. Geschichten aus dem Arbeitsalltag oder humorvolle Begebenheiten können durch die Emojis unterstützt werden, was nicht nur die Glaubhaftigkeit des Unternehmens steigert, sondern auch mehr Likes einbringt, wie eine Studie der Freien Universität Berlin gezeigt hat. 

 

Weiterhin lässt sich durch die Nutzung von Emojis das Risiko der Fehlkommunikation senken. Die nonverbalen Aspekte wie Gestik und Mimik, die bei der digitalen Kommunikation wegfallen, können durch die kleinen Bildchen transportiert werden. Missverständnisse sind demnach unwahrscheinlicher und die Kommunikation im Allgemeinen wird erleichtert. So kann zum Beispiel eine ironische Aussage von manchen Personen schlechter nachvollzogen werden, wobei ein tränenlachendes Emoji helfen kann.

Mittlerweile sind die Emojis deutlich diverser geworden, wie beispielsweise die Darstellung von Personen im Rollstuhl, gleichgeschlechtlichen Paaren oder auch Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben zeigen. Hierdurch bietet sich auch für die digitale Kommunikation die Chance auf einen diverseren und diskriminierungsfreieren Umgang. Unternehmen, die diese Emojis verwenden – Stellenanzeigen eignen sich hierfür besonders gut – symbolisieren ein offenes, tolerantes und barrierefreies Image, das heutzutage selbstverständlich sein sollte.


Risiken

Trotz aller Chancen und Möglichkeiten, die die Verwendung von Emojis mit sich bringen, kommt es immer darauf an wie sie eingesetzt werden. Bevor Inhalte mit Emojis veröffentlicht werden, sollte überprüft werden, wie diese von der jeweiligen Zielgruppe verstanden werden. Im Zweifelsfalls wird die gewünschte Botschaft verfälscht übermittelt und es kommt zu Missverständnissen. Außerdem sollte der Inhalt zu den Emojis passen. Ein sehr ernster Beitrag, der Kompetenz vermitteln soll, eignet sich weniger für lustige Bilder, als ein Text über den Arbeitsalltag oder auch ein Event. Auch hier gilt: der Kontext ist entscheidend!


Mehr ist nicht Mehr!

 

Eine Überladung an Emojis sollte unbedingt vermieden werden, dies hinterlässt eher einen unseriösen und unprofessionellen Eindruck. Weiterhin ist es sinnvoll die Darstellung der Emojis auf verschiedenen Endgeräten (Apple, Samsung etc.) zu überprüfen. In einigen Fällen werden die Symbole unterschiedlich angezeigt, was ebenfalls zu Fehlinterpretationen führen kann.


Emojis in den sozialen Medien

Visual Storytelling ist ein wichtiger Aspekt für das Auftreten von Unternehmen in den sozialen Medien. Hier geht es primär darum, dass die Menschen sich im Gegensatz zu einem geschriebenen Text bis zu 80 % besser an das erinnern können, was sie gesehen haben, als an das was sie gelesen haben. So können lange Texte reduziert und Unternehmensbotschaften mit passenden Emojis emotional aufgeladen werden. Dennoch erklären Expert*innen einstimmig, dass die Verwendung von Emojis in jedem Social-Media-Kanal anders zu behandeln ist. Aspekte wie die Zielgruppe, die Funktionalität und die Themen unterscheiden sich auf allen Plattformen. So empfehlen die Expert*innen beispielsweise keine Verwendung von Emojis auf Youtube und eher eine geringe Anzahl auf Pinterest. Vor allem bei Snapchat und Instagram werde aufgrund der persönlichen Ansprache per Du eine besonders hohe Anzahl an Emojis empfohlen. Ein wichtiger Aspekt in den sozialen Medien: Emojis können dabei helfen, längere Beiträge zu strukturieren, aufzulockern und die User*innen zu animieren, den vollen Beitrag zu lesen.

 

Fazit

Emojis sind wahre Alleskönner! Von Gefühlszuständen signalisieren, über Gestik und Mimik ersetzen, bis hin zu diskriminierungsfreierer Kommunikation. Unternehmen sollten sich die Vorteile der Emojis in jedem Fall zunutze machen und in den sozialen Medien mutiger werden. Gerade im Hinblick auf Kund*innennähe, Authentizität und Visual Storytelling sind Emojis mittlerweile unverzichtbar. Die Risiken sind verhältnismäßig klein im Gegensatz zu den Erfolgspotentialen, die durch die Verwendung von Emojis in der Kommunikation entstehen.